Geschrieben von Gisela Reinhardt
Datum: Montag, 06. Mai (06.05.2024)

Man muss ihn mögen, mit seinem Humor, seinen provokanten Aussagen und seinem sächsischen Dialekt. Die Gäste im ausverkauften Saal des Eichsfelder Kulturhaus lieben Uwe Steimle und zeigten das lautstark. Schon vor Beginn der Veranstaltung spürte man eine freudige Aufgeregtheit. Es war ein bisschen Klassentreffenatmosphäre. Jeder wusste, heute Abend werden kritische Beobachtungen des Zeitgeschehens jenseits des Mainstreams angesprochen, über die in den Familien, Freundeskreisen und unter Arbeitskollegen seit langem diskutiert wird. Aber man war sich auch sicher, dass die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. So wurde jede Pointe förmlich zu einem Befreiungsschlag, den das Publikum mit Jubel und Applaus quittierte. Uwe Steimle bediente die breite Palette der „Aufreger in der Gesellschaft“ angefangen von Gendern, diskriminierenden Begriffen, Politikern, Cannabis, bis hin zu den angedrohten Elefanten für Deutschland, die als Fachkräfte im Porzellanladen eingesetzt werden könnten. Ein ganz besonderes Anliegen war ihm, über den Frieden zu reden. „Das Thema Frieden versteht jeder, egal, in welchem Land und ohne Frieden ist alles nichts“ war seine Botschaft. Für alle Kriegstreiber in der Welt stimmte er das Lied von der Friedenstaube an, dass aus mehr als 500 Kehlen ein beeindruckendes Gesangserlebnis wurde. In der Rückschau auf Corona forderte Steimle eine ehrliche Aufarbeitung. Tosender Beifall entbrannte daraufhin. Spannend wurde es, als ein vermeintlicher Provokateur das Programm unterbrach. Es war Kabarettist Lothar Bölck, der als Friedenshetzer & Störenfried mit Uwe Steimle auf der Bühne brillierte. Beide brachten die Kritik an "unserer" Gesellschaft pointiert und bissig, aber dennoch humorvoll auf den Punkt und ließen mit Redewitz und Tiefgang folgenschwere Maßnahmen aus Politik und Weltgeschehen Revue passieren! Bölck forderte den Verstand der faszinierten Gäste mit geistreicher Satire, mit Wortakrobatik und sprachlicher Virtuosität heraus. Auch wenn viel gelacht wurde, nahmen die Besucher einiges zum Nachdenken mit. Lustig waren Aussagen, wie: wenn es künftig die Rente mit 70 gibt, wird sie nicht mehr Riesterrente, sondern Hestersrente heißen oder, wenn Sarah Wagenknecht Bundeskanzlerin wird, zieht ins Kanzleramt ein Hauch von Hollywood ein, denn sie hat ja einen Oskar. Bei den Erlebnisberichten von der Sendung „Steimles Welt“ plauderte Uwe Steimle aus dem Nähkästchen und erzählte von unglaublichen Begegnungen bei den Dreharbeiten. Leidenschaftlich wurden die Künstler bei den Themen Bildungspolitik, Heimat, Bewahrung der deutschen Sprache und unseren Wurzeln, die tief ins Erdreich hineinreichen und uns Halt geben, auch Stürme im Leben zu überstehen. Im Anschluss standen beide Künstler trotz Erschöpfung für ein Gespräch zur Verfügung. Offen erzählten sie, dass immer mehr Jugendliche im Publikum sitzen. „Die Jugend hat Zukunftsängste und es gibt nicht nur die Generation Z mit Work-Life-Balance.“ Steimle sagt, dass seine Tochter 7 Jahre Medizin studiert hat und der Schwiegersohn Pilot ist. Steimle und Bölck sind vom Eichsfelder Publikum begeistert. „Sie haben uns aufgenommen wie gute Freunde und man spürt einen „Hunger“ bei den Menschen. Es waren schlaue Leute im Saal, die einen Sensus für Zwischentöne und den Mut zum Widerstand haben. Wir müssen zusammenhalten! Mit Lachen kann man leichter denken.“ Eine Botschaft ist Steimle wichtig: „wir müssen miteinander reden, egal welcher Partei man angehört. Nicht mit anderen zu reden, ist undemokratisch“ und dann schildern sie, wie sie 7 Tage je 6 Stunden auf Hiddensee ihr Programm einstudiert und daran gefeilt haben. Abschließend berichtet Steimle von seinem Besuch in Rom mit Kabarettist Helmut Schleich, vom Übernachten im Vatikan und vom gemeinsamen Abendessen mit dem Papst. „Der Papst ist weise und voller Demut, das war mein beeindruckendstes Erlebnis und es hat mit mir etwas gemacht. Jesus war kein Sauertopf. Obwohl meine Devise ist: „meine Religion ist der Zweifel und meine Kirche ist der Mensch“, bin ich vom Papst als Mensch unglaublich berührt. Im Januar 2025 werde ich unter der Überschrift „Glauben und Lachen“ mit vielen anderen Kabarettisten wieder im Vatikan sein.“

© Gisela Reinhardt
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