Geschrieben von Gisela Reinhardt
Datum: Montag, 18. Dezember (18.12.2023)

Seit Wochen laufen auf verschiedenen Kanälen Weihnachtsfilme rauf und runter. Sie wollen uns in weihnachtliche Stimmung versetzen und die Zeit der Vorfreude auf das große Fest mit ihren Geschichten füllen. Ein ganz anderes Kaliber der weihnachtlichen Einstimmung war wie in jedem Jahr für die Besucher des ausverkauften Eichsfelder Kulturhauses das Weihnachtsballett „Der Nussknacker“.

Als Pjotr Iljitsch Tschaikowski die Musik komponierte, nahm er die Erzählung „Der Nussknacker und der Mäusekönig“ von E. T. A. Hoffmann als Grundlage. Hoffmann, ein deutscher Schriftsteller der Romantik bediente sich gern in seinen Geschichten dem Phantastischen und Wunderbaren sowie auch dem Unheimlichen. So ist auch die Geschichte, die im Ballett erzählt wird, phantastisch, wunderbar und geisterhaft, ein getanztes Stück Weltliteratur, das nicht nur Ballettfreunde, sondern Alt und Jung in gleichem Maße begeistert.

Gemeinsam mit dem Publikum begeben sich die Künstler auf eine Reise durch die Zeit in die geschmückte Weihnachtsstube der Familie Stahlbaum, die den Heiligen Abend in geselliger Runde mit Freunden und Verwandten verbringt. Inmitten der festlichen Stimmung leeren die Erwachsenen so manches Gläschen Punsch und die Kinder begeistern sich für die Geschenke. Besondere Beachtung erfährt dabei der Nussknacker, den Patenonkel Drosselmeier als Geschenk für die kleine Marie mitgebracht hat. Marie ist ganz hingerissen von dem kleinen Kerl, den sie vor den Angriffen der anderen Kinder schützen muss. Drosselmeier, den die Kinder wegen seiner Unterhaltungskünste lieben, lässt verschiedene mechanische Spielzeuge für die Kinder tanzen. Nachdem die Gäste gegangen sind, sitzt Marie erschöpft mit ihrem Nussknacker im Arm im Sessel und hat einen wunderbaren märchenhaften Traum, in dem sie mit dem Nussknacker, der zu einem schönen Prinzen wird, ungewöhnliche Abenteuer und phantastische Dinge erfährt.

Gemeinsam mit der kleinen Marie erlebt das Publikum, wie in dem russische Tanzmärchen mit seinem außergewöhnlichen Zauber Traum und Realität ineinander verschmelzen. Verträumte Kulissen, wunderbare Musik und anmutige Bewegungen, die bei aller Perfektion des Tanzes jugendliche Frische und Natürlichkeit ausstrahlen, entführen die Zuschauer aus dem Hier und Jetzt.
Mit dem Tanz der Nationen vermittelt uns Tschaikowski eine ganz besondere Botschaft, die heute aktueller ist, denn je, man kann auch sagen, eine Weihnachtsbotschaft. Hier sind Künstler aus unterschiedlichen Nationen im Ballett vereint. Ukrainer und Russen tanzen Hand in Hand friedlich und freundschaftlich mit strahlenden Gesichtern. Das ist eine Botschaft in bewegten Zeiten, die einen besonderen Weihnachtszauber versprüht.

Am Rande der Veranstaltung ermöglichte Nico Silbe, der begleitende Tourmanager von Klassik Konzert Dresden einen Blick hinter die Kulissen. „Aufgrund der gegenwärtigen politischen Situation sind wir vorsichtig geworden und haben auf der ganzen Welt nach Top-Tänzern geschaut, die wir von mehreren Kontinenten zusammengebracht haben.“ Es ist eine kunterbunte Mischung verschiedener Sprachen. Alle haben eine klassische russische Ballettschulausbildung, bringen aber ihren eigenen Spirit mit. Seit Mitte November ist das Ensemble mit zwei Gruppen auf Deutschlandtournee. Eine Gruppe reist mit Orchester und bespielt die großen Bühnen, die zweite Gruppe die kleineren Stadthallen. Ein Tour Alltag von 60 Auftritten in 1,5 Monaten ist eine große Herausforderung und bedarf einer perfekten Organisation. So sind die Künstler gegenwärtig in einem Hotel in Leipzig untergebracht und reisen von dort aus täglich sternförmig zu den Auftrittsorten. Ein Technikteam bereitet vor Ort alles vor, damit sie perfekte Bedingungen vorfinden und entspannt ihrem Auftritt entgegensehen können. Wichtig ist dem Management, dass sich die Stars wohlfühlen. Die Tour wird von einem Küchen-LKW begleitet, in dem täglich frisch gekocht wird und die Tänzer zwei warme gesunde Mahlzeiten am Tag einnehmen können. Nur so ist es möglich, ein solch anspruchsvolles Tour Programm zu schaffen. Übrigens: auch, wenn manche Tänzer kindlich aussahen, alle waren über 18.

Wem noch ein bisschen Weihnachtsgefühl fehlt, der ist herzlich am 21. Dezember zu einer musikalischen Weihnachtsgeschichte mit den schönsten und traditionellsten Weihnachtsliedern eingeladen.

© Gisela Reinhardt
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