Geschrieben von Gisela Reinhardt
Datum: Samstag, 19. Oktober (19.10.2024)

Obwohl die Eichsfelder für ihre Blasmusikbegeisterung gerade in den Kirmestagen bekannt sind, ging ein besonderes Highlight im Eichsfelder Kulturhaus in diesem Jahr an vielen von ihnen vorbei. Vielleicht liegt es daran, dass die Brass-Band Berlin als Geheimtipp gilt und hierzulande noch nicht so bekannt ist. Für die Band um Bandleader Thomas Hoffmann war es nicht nur der erste Auftritt im Eichsfeld, sondern auch der erste in Thüringen. Die Musiker, die sonst volle Säle und ausverkaufte Hallen gewohnt sind, staunten nicht schlecht, als sie mit „When the Saints Go Marching In“ in schwarzen Fräcken mit rotem Kummerbund in einen nur halb gefüllten Saal einzogen. Doch der Stimmung tat das keinen Abbruch. Das Publikum, überschaulich, aber begeistert, genoss die Musikshow der Extraklasse mit größtem Vergnügen. Unter dem Motto „Lachen ist das Trampolin des Glücks“ wurde der Abend geprägt von musikalischen Höhenflügen, bei denen das Publikum mitklatschte, tanzte, mitsang und mit Beifallsstürmen nicht sparte. Die Brass-Band Berlin, bestehend aus zehn hochkarätigen Musikern aus Berliner Orchestern, wurde von ihrem temperamentvollen Dirigenten Thomas Hoffmann angeführt, einer Mischung aus Unterhalter, Percussionist und Spaßvogel mit beeindruckender Bühnenpräsenz.
Als Hoffmann Wagneropern ankündigte hielten alle Musiker humorvoll ein rotes „Verdi“-Schild hoch. Doch was dann folgte, war ein musikalisches Spektakel! Aus über 20 Stunden Wagner zauberten sie ein mitreißendes Dixieland-Medley, das in nur vier Minuten die Operngeschichte neu schrieb. Vom „Ritt der Walküren“ bis zum Steuermannslied aus dem „Fliegenden Holländer“ – das Publikum war gefesselt. Jeder Musiker glänzte in seinem Solo und ließ die Stimmung im Saal förmlich kochen. Mitreißende Sounds, humorvolle Slapstick-Einlagen, einstudierte Choreografien und humorvolle Moderation machten den Abend unvergesslich. Thomas Hoffmann, nicht gerade leichtgewichtig, wirbelte dabei nicht nur mit beeindruckender Beweglichkeit über die Bühne, sondern entlockte seinen Instrumenten auch die ungewöhnlichsten Töne, wobei besonders der unerwartete Einsatz einer Pistole für einen Schreckmoment sorgte. Die Band entführte das Publikum auf eine musikalische Reise voller Highlights: Erinnerungen an Jazz-Legenden wie Count Basie und Benny Goodman, fesselnde Krimimusik und ikonische Filmmelodien aus „Kill Bill“ und „James Bond“. Auch der berühmte Bolero von Ravel und Chatschaturjans Säbeltanz durften nicht fehlen. Besonders beeindruckte Tobias Schiller mit seinem endlos scheinenden Klarinettensound, als er minutenlang einen einzigen Ton hielt – welch eine faszinierende Atemtechnik!
Nachdem Thomas Hoffmann in der Pause – völlig durchgeschwitzt, aber gut gelaunt – sein Hemd gewechselt hatte, nahm er sich Zeit für ein Gespräch. Auf die Zuschauerzahl angesprochen, entgegnete er lächelnd: „Wir sind Profis. Wir geben immer 100 Prozent, egal ob der Saal voll ist oder nicht. Wir sind absolut begeistert vom Publikum. Es war von der ersten Minute an mit dabei und die Stimmung ist großartig.“ Auch die Landschaft des Eichsfelds hatte es ihm angetan: „Es sieht aus wie eine perfekt gestaltete Miniatureisenbahn!“ Er betonte, dass seine Musiker auch nach über 20 Jahren Brass-Band Berlin noch genauso viel Freude an der Musik haben – und das spürt man bei jeder Note.
Hoffmann gab auch einen optimistischen Ausblick auf die kommenden Highlights: Im Januar steht ein Neujahrskonzert in der Hamburger Elbphilharmonie an, und im Herbst 2025 folgt die festliche Weihnachtstour „Swing Christmas“. Ein erneuter Besuch im Eichsfeld sei fest eingeplant. „Ich bin mir sicher, dass die Gäste des heutigen Abends wiederkommen – und sie werden garantiert Freunde und Bekannte mitbringen“, erklärte er überzeugt. Mit dem Abschlussevergreen „Dankeschön, es war bezaubernd. Dankeschön, wenn wir auch auseinandergeh'n, gibt’s hoffentlich ein Wiederseh’n“ unterstrich er seinen Wunsch nach einem Wiedersehen, und das Publikum antwortete mit tosendem Applaus, der wie eine klare Zusage klang: „Wir sind wieder dabei!“. So können wir uns alle voller Vorfreude auf den nächsten Besuch der Brass-Band Berlin 2025 im Eichsfelder Kulturhaus in Heiligenstadt freuen.

© Gisela Reinhardt
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