Geschrieben von Gisela Reinhardt
Datum: Montag, 11. November (11.11.2024)

Das Erfurter Kabarett Die Arche, gute alte Bekannte im Eichsfelder Kulturhaus, bot dem Publikum einen Abend voller feiner Spitzen, scharfer Beobachtungen und klug verpackter Lebensweisheiten. Unter dem Titel „Solange du deine Füße…“ nahmen Beatrice Thron, Ulf Annel und Björn Sauer die Generationenkonflikte ins Visier – Themen, die sicher jeder kennt.

Mit viel Witz und Humor beleuchtete das Programm das Verhältnis zwischen Jung und Alt und lenkte dabei immer wieder den Blick auf die verschiedenen Facetten der Jugend. Oft vergessen wir im Alter, dass auch wir einmal jung waren. Jede Generation zieht ihre eigenen Lehren, und nichts lässt sich zurückdrehen oder wiederholen – eine Erkenntnis, die das Kabarett klug, witzig und mit einem Augenzwinkern auf die Bühne brachte. Die Arche verstand es, das anspruchsvolle Publikum mit großer Lebenserfahrung gleichermaßen zu unterhalten und zu begeistern.

Dabei brillierten nicht nur die Kabarettisten, sondern auch die Musiker: Yulia Martynova am Klavier und Burkhard Wieditz am Schlagzeug verliehen dem Abend musikalische Höhepunkte.

Mit pointierten Dialogen, Monologen und lyrischen Einlagen wurden Themen wie Erziehung, das Älterwerden und die Idealisierung der eigenen Jugend durchleuchtet. Auch markige Sprüche fehlten nicht: „Wir sind zu alt, um jung zu sterben“ und „Wir sind nicht überaltert, sondern unterjüngt“ – das Publikum applaudierte belustigt. Die Arche nahm die typischen Klischees über die Jugend von heute humorvoll aufs Korn: vermeintlich verweichlichte Kinder, die im SUV von den Eltern zur Schule chauffiert werden und eine Generation, die Fußbodenheizung als Standard ansieht und glaubt, ein „Purzelbaum“ sei ein Baum im Wald.

Der Rückblick auf die eigene Jugend rief nostalgische Erinnerungen wach – vom Kampf mit dem Kassettenrecorder bis hin zur selbstverständlich gelebten Körperbehaarung. Eltern waren damals keine Freunde ihrer Kinder, sondern Erziehungsberechtigte, und statt basisdemokratischer Diskussionen gab es klare Anweisungen. Mädchen träumten nicht davon, Influencer zu werden, sondern Traktorist.

Aufreger- Themen wie der Verfall der deutschen Sprache wurden in bester satirischer Manier beleuchtet. Auch die politische Sprache blieb nicht ungeschoren: „90 Prozent aller Politiker müssten zum Logopäden“ und „Unsere Politiker sprechen in Sprechblasen und haben sich wie Seifenblasen vom Volk entfernt.“ Ein freches Lied von Björn Sauer griff das Thema Überfremdung auf und sorgte mit seiner Frivolität für begeisterten Jubel im Publikum: „Ihr habt euch nicht genug vermehrt, und heut’ wird sich beschwert.“

Die Frage nach Ausbildung und Handwerk nahm Beatrice Thron in humorvollem Szeneslang aufs Korn, während Influencer als „Rache der Jugend an der Bildungspolitik“ beschrieben wurden. Auch das Thema Gendern geriet ins Visier, ebenso wie die AfD und ihre Fake-News-Politik. In einer Fundbüro-Szene behandelte das Ensemble mit satirischem Witz „verlorene Werte“: Die Ampelpolitik habe das Vertrauen eingebüßt, und auch die Hoffnung sei mittlerweile fast verschwunden.

Ein Höhepunkt des Abends war Ulf Annels eindrucksvoller Beitrag über Krieg und Frieden. Mit Nachdruck sprach er vom Wunsch nach Frieden, und als er das Lied der kleinen weißen Friedenstaube anstimmte, stimmte der Saal mit ein – die Gäste hätten das Lied gerne zu Ende gesungen. Die abschließende Botschaft des Abends fasste es treffend zusammen: „Auch wenn sich alles verändert – wir bleiben, wie wir sind.“

In der Pause gaben die Erfurter Künstler interessante Einblicke hinter die Kulissen: Neben den Kabarettisten arbeiten bis zu 25 Autoren an den Programmen. Gleichzeitig laufen in Erfurt zehn Programme parallel, und insgesamt stehen elf verschiedene Stücke auf dem Spielplan. Die Stücke werden mindestens ein Jahr lang gespielt, und jährlich werden zwei Premieren gezeigt. Die Kabarettisten bedauern, dass viele junge Menschen das Kabarett nicht als Ziel für sich entdecken – doch sie sind sich sicher, dass jeder, der einmal herangeführt wird, begeistert dabeibleibt.
Die Künstler betonten ihre Spielfreude und zeigten sich begeistert vom Eichsfelder Publikum: „Es hat uns großen Spaß gemacht, bei euch aufzutreten! Besuchen Sie uns doch einmal in Erfurt – auch dort gibt es das Lachen direkt aus der Heimat der Arche“