Wenngleich das Jahr 2023 mit lautem Knallen und riesigen bunten Feuerwerken über dem Eichsfeld zu Ende ging, schwang über der letzten Veranstaltung des Jahres im Eichsfelder Kulturhaus der „Sound of Silence“. Auch das Duo Graceland mit „A Tribute to Simon and Garfunkel“ gab ihr letztes Konzert, bevor es am 02.01.2024 wieder auf Tournee ist. "Graceland“, eines der erfolgreichsten Pop-Alben, das Paul Simon gemeinsam mit schwarzen afrikanischen Musikern in Südafrika produzierte, erschien 1986 und ist der Ursprung des Namens des Duos Thomas Wacker (Paul Simon) und Thorsten Gary (Art Garfunkel). In Anlehnung an Simon and Garfunkel, dem erfolgreichsten Folkrock-Duos der Welt, präsentierten sie die bekannten Klassiker in der Symbiose der beiden Stimmen und zweier Gitarren mit einem kleinen Kammerorchester. So wurden die vertrauten Titel neu erlebbar. Thomas Wacker und Thorsten Gary singen nicht nur, sie gaben dem Publikum auch die Geschichten preis, die diese Lieder erzählen. Bei den Gästen im Saal konnte man spüren, dass sie mit den Songs aufgewachsen sind und mit ihnen eine besondere Lebenszeit verbinden. Sie saugten die Stimmung, die von den Musikstücken ausging auf und explodierten förmlich am Ende des Titels. Mit Klatschen, Pfeifen, und Rufen, wie: „gut gemacht“, „Wahnsinn“ oder „phantastisch“ brachten sie ihre Begeisterung und Anerkennung zum Ausdruck. Aber nicht nur das reifere Publikum war begeistert. Auch Laurenz (15) der mit Oma und Opa gekommen war, um den Sound von „damals“ einmal live mit den Großeltern zu erleben, sagte: „mir gefällt es gut“. Der euphorischen Stimmung im Saal konnte man sich nicht entziehen. Bei dem Lied „The Boxer“ war das Publikum eingeladen, mitzusingen und der ganze Saal sang das „Lie-la-Lie“ aus Leibeskräften mit. Ja, die Eichsfelder sind stimmgewaltig! Bei einem Gespräch in der Pause lobte Thomas Wacker, alias Paul Simon das „wirklich super Publikum“. Er erzählte, dass sie seit 2012 zusammen sind und er der Gitarrenlehrer von Thorsten Gary gewesen ist. Beide haben Art Garfunkel einmal live in einem Konzert in Stuttgart gesehen. Fast täglich sind sie mit dem Tourbus in unterschiedlicher Besetzung und wechselndem Repertoire durch Deutschland unterwegs und spielen in großen Konzertsälen sogar mit den Leipziger Philharmonikern. Im Sommer sind sie zu zweit auf Tour, jeder mit seinem Wohnmobil und treten vorwiegend in Clubs auf. Als beide ihre Bandkarriere planten, nahmen sie alle möglichen Titel auf. Doch schnell stellten sie fest, dass sie die gleiche Stimmlage haben wie Simon und Garfunkel und sich im Zusammenspiel fast genauso anhören. Um es zu unterstreichen, sagte er: „das passte, wie die Faust aufs Auge“.
Paul Simon und Art Garfunkel schrieben Musikgeschichte. 1941 geboren, wuchsen sie beide im selben Viertel von New York auf und lernten sich 1953 bei einer Schulaufführung von „Alice im Wunderland“ kennen. Sie waren ungleiche Persönlichkeiten, die die Liebe zur Musik verband. Simon, nur 1,60m groß, war ein begnadeter Songschreiber von ausdrucksstarken Texten und Melodien mit Wiedererkennungswert, der die Welthits nur so aus dem Ärmel schütteln konnte. 12-mal wurde er mit dem Grammy geehrt. Der fast 25cm größere Art Garfunkel hatte dafür die schönere Stimme und eine bessere Bühnenpräsenz. Gemeinsam waren beide ein Dream-Team der Musikwelt, wenn da nicht wie so oft der Streit um Tantiemen, Ego, Anerkennung und Befindlichkeiten im Weg stand. Immer wieder trennten sich ihre Wege.
Auch Wacker und Gary sind nicht ständig einer Meinung, aber sie wissen, was sie aneinander haben. Dass sie in der Pause von begeisterten Fans auf ein Foto gebeten und eingehakt und angefasst werden, macht ihnen nichts aus. “Nach Corona sind wir doch alle froh, dass wir uns wieder anfassen dürfen. Ich freue mich über das Publikum. Auch wenn sie wie ich, die 50 hinter sich gelassen haben, sind sie doch im Herzen jung und wir wünschen uns, dass sie die Emotionen von heute in Erinnerung an damals mit in den Abend und in die Nacht nehmen.“ Beim Anblick der zahlreichen Handylampen, die am Ende bei „Bridge over Troubled Water“ den dunklen Saal feierlich erleuchteten, gaben die Emotionen Raum für Phantasien.
© Gisela Reinhardt
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